Wir hatten eigentlich keine Chance. Beim Blick auf die DWZ-Zahlen vom Gegner wunderten wir uns, warum Rochade Steele/Kray nicht ein oder zwei Klassen höher spielt. Daher rechneten wir mit einer ordentlichen Klatsche. Aber vielleicht konnte der eine oder andere von uns dabei ja was lernen. Andererseits brauchen wir uns auch nicht kleiner machen als wir sind und der VfL Bochum macht es in der Bundesliga vor, was möglich ist, wenn man mit Leidenschaft dabei ist und sich reinkniet.
Bei unserem Gegner gab es schon eine Panne bei der Anreise. Die Abholung des für Brett 8 vorgesehenen Kollegen ging schief und so hatten wir bereits kampflos einen Punkt auf unserem Konto. Allerdings erschien bei uns Brett 1 nicht und damit starteten wir mit 1:1.
Peter machte schnell remis und auch Rolf wurde bei ausgeglichener Stellung um den 20. Zug herum remis angeboten, was er annahm. Franz hatte ein weiteres Mal die schwarzen Steine und war zwischendurch etwas in der Bredouille, aber nach und nach konnte er seine Partie wieder ausgleichen. Es wird Zeit, dass er endlich mal mit Weiß spielen kann. Dreimal hintereinander, also die komplette bisherige Saison, musste er mit Schwarz vorlieb nehmen.
Meine Partie war ziemlich einseitig. Mir wurden mit Weiß bereits in der Eröffnung einige Tempi geschenkt und ich konnte kampflos das Zentrum besetzen. Mein Gegner unterließ auch noch den Befreiungszug c5 und ich konnte meine Figuren optimal positionieren. Dann schob ich ihn noch mehr zusammen, dass er mit mehreren Leichtfiguren auf die Grundreihe zurückweichen musste. Im Prinzip war es nur eine Frage der Zeit bis der Druck zu groß wurde. Nach meinem 33. Zug gab er nach zähem Kampf auf.
Bei Martins Partie gab es einige Manöver, die ich mit meiner Spielstärke nicht nachvollziehen kann, aber letztendlich konnte keiner von beiden trotz Umgruppierungen Druck ausüben und am Ende hätte ein Endspiel mit gleichfarbigen Läufern, in dem Martin einen Bauern Vorsprung gehabt hätte, entstehen können. Das Remisangebot von Martin war mit einem Angebot zum Damentausch verbunden. Mit den Damen auf dem Brett wäre es vermutlich noch mehr Remis gewesen als ohne und darum einigten sie sich
auch auf Remis. Damit holte Martin erneut gegen einen Gegner im Bereich von 2000 DWZ ein Remis. Hut ab! Deswegen haben wir ihn so weit vorne aufgestellt und es scheint sich als richtig zu erweisen.
Uli konnte mit Schwarz in der Englischen Eröffnung schnell ausgleichen und dann wurde hart gerungen, bis es zu einem Turmendspiel kam, in dem er seinem Kontrahenten einen Mehrbauern überließ, um noch mit seinem König seine zentralen Bauern abdecken zu können. Dann bot er im 34. Zug einen weiteren Bauern an, was seinem Gegner bei genauem Spiel den Sieg
gebracht hätte. Dieser machte aber vom 35. bis zum 40. Zug eine Reihe schwacher Züge, womöglich in Zeitnot und/oder mit einem zweifelhaften Plan. Jedenfalls schaffte Uli es, ins gegnerische Lager einzudringen. Der weiße König war nämlich zur entgegengesetzten Rand geeilt, um seinen Freibauern zu decken. Von da an spielte Uli mit traumwandlerischer Sicherheit. Das war ungefähr der Zeitpunkt als meine Partie beendet war und ich war fasziniert, wie er das Endspiel noch drehen konnte. Er holte sich nämlich nicht nur den Bauern zurück, sondern bildete selbst einen Freibauern und brachte ihn auch noch durch.
Damit war die Sensation perfekt. Franz spielte zwar immer noch, weil sein Gegner sich trotz mehrerer Angebote nicht mit Remis abfinden wollte. Letztendlich war aus der Stellung aber nicht mehr herauszuholen. Aber auch ohne diesen halben Punkt hatten wir schon gewonnen. Am Ende stand es 5:3 für uns und wir fragten uns, ob denn schon Weihnachten wäre 🙂
Danke an Marco und Rolf fürs Einspringen – auf Euch kann man sich verlassen!
Dieser Sieg sei Günter und Heiko gewidmet!
Gruß,
Rainer