Berlin ist eine Reise wert. Das dachte sich auch Heiko Fischöder (Foto) aus unserer 1. Mannschaft und packte seine Sachen, um einige Tage in der Hauptstadt zu verbringen und sich die Metropole anzusehen; verbunden mit der Teilnahme am "11. Lichtenberger Sommer", einem Open, das sich innerhalb kürzester Zeit zu einem Highlight in der Schachszene entwickelt hat. Inzwischen haben sich bereits weit mehr als 200 Teilnehmer angemeldet und Heiko wurde mit seiner DWZ von 1935 auf Platz 84 der vorläufigen Startrangliste einsortiert (ein Indikator für die Qualität des Teilnehmerfeldes). Er hat sich entschlossen, ein Tagebuch zu führen, welches nach und nach auf dieser Seite veröffentlicht wird – vielen Dank dafür. Wer die Turnierdetails verfolgen möchte, der klickt bitte auf untenstehenden Link "Turnierseite".
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Donnerstag, den 16.08.2012
Ankunft in Berlin. Die Bahnfahrt dorthin dauerte ca. 5 Stunden. Der ÖPNV übertraf dann alle Erwartungen. Ich fanf kaum Verbindungen mit Bahn und/oder Bus in das von mir angestrebte Stadtviertel – nochmal gingen 2,5 Stunden für die Anreise drauf. Es war schon ein wenig chaotisch. Abends dann die Beine ausgestreckt und noch ein wenig Schachliteratur gewälzt – insbesondere die b3-Variante meiner augenblicklichen Lieblinseröffnung (wird nicht verraten).
Freitag, den 17.08.2012
Ein wenig Atmosphäre (Berliner Luft) geschnuppert und die Gelegenheit genutzt, um Kontakte mit dem Turnierausrichter zu knüpfen. Ich hatte mich nämlich angeboten, bei der Herrichtung des Turniersaals mitzuhelfen. Insgesamt musste für 226 Teilnehmer (davon 40 Jugendliche) gesorgt werden, was aber kein Problem war, denn die Stimmung hätte besser nicht sein können und für das leibliche Wohl wurde auch bestens gesorgt.
Samstag, den 18.08.2012
Berlinrundfahrt mit Bahn und Bus gemacht – war schon beeindruckend. Nachmittag begann dann das Turnier, welches durch einen Mitarbeiter des Umweltbundesamtes eröffnet wurde. Die Veranstaltung findet im Audimax der Hochschule für Technik (Foto rechts) und Wirtschaft statt. Der Hörsaal wurde zum Turniersaal umfunktioniert. Eine lichtdurchflutete, angenehm ausgestattete Räumlichkeit. Für den ordentlichen Turnierablauf sorgen drei Schiedsrichter, die mit fünf Computern ausgerüstet sind. Spielmodus: 40 Züge / 30 Min. + 30 Sek. pro Zug => Rest 30 Min. + 30 Sek. pro Zug. Ich brauchte aber für meine erste Partie nur 15 Züge um gegen einen deutlich schwächeren Gegner einen Sieg einzufahren.
Sonntag, den 19.08.2012
Schon wieder gewonnen – jetzt aber gegen einen starken 2.200er. Das angenommene Damengambit hätte der Gegner schon früher aufgeben können (nach Springeropfer), aber er wollte, nach eigener Aussage, an einem ästhetischen Mattbild mitwirken. Mir macht die Bedenkzeit (Fischer-Modus) – welche ich erstmals spiele – keine Probleme. Auch nicht in langen Partien. Heute waren es 60 Züge. Da die Runde bereits um 10:00Uhr begann, war ich schon um 15:00 Uhr zu Hause. Nachmittags meine Gastgeberin und Genossin Marina im Krankenhaus besucht (sie hatte Probleme mit der Hitze).
Montag, den 20.08.2012
Irgendwann musste sie ja kommen, die erste Niederlage – und heute war es so weit. Aber musste es so sein, dass die Partie nur 16 Züge lang dauerte und ich jetzt als Patzer dastehe. Mein Gegner hat das Partieformular nicht unterschrieben, weil er davon ausging, dass ich die Partie abgeschenkt hatte. Das passte dann auch so richtig zu dem Unwetter, das über Berlin niederging. So und jetzt Mund abputzen und weiter gehts ohne Frust. Morgen werde ich mir den Tierpark anschauen und anschließend ganz entspannt den Turniersaal betreten.
Dienstag, den 21.08.2012
Die Scharte von gestern hat schon ein wenig an mir genagt – und ist nun scheller als erwartet ausgewetzt. Konnte heute nämlich einen einen FM besiegen – das tat richtig gut. Besonders weil es keine verdaddelte Partie des Gegners war, sondern sein Figurenopfer z.B. dazu diente, meinen König in der Mitte zu halten. Ich war auch vom Feeling her sehr gut drauf. Vielleicht hat mich ja der vorhergehende Besuch im Tierpark so richtig in Stimmung gebracht. Übrigens wird die Cafeteria dort in erster Linie von freilaufenden Tieren besucht. Ich war froh, dass keines mein Getränk missbraucht hat.
Mittwoch, den 22.08.2012
Heute ist es wieder so richtig heiß und drückend. Hab mir mal das berühmte politische Kabarett "Die Distel" angesehen, das damals (am 02. Oktober 1953) als Gegengewicht zu den Westberliner "Stachelschweinen" gegründet wurde. Es ist nach wie vor im Vorderhaus des Admiralspalastes angesiedelt und aktiv wie eh und je (wechselt mehrmals jährlich das Programm). Bin in meiner heutigen Partie Opfer eines Opfers meines Gegners geworden. Konnte dem anschließenden Druck dann nicht standhalten und habe verdient verloren. Weiter gehts!
Donnerstag, den 23.08.2012
Hab wohl wieder die Kurve gekriegt und remis gegen einen 2100er gespielt. Aber was heißt schon Kurve gekriegt; denn bis auf den Patzer vom Montag bin ich mit dem Turnierverlauf sehr zufrieden. Insbesondere wenn ich mir meinen Gegnerschnitt ansehe – und morgen sitzt mir der nächste FM gegenüber. Es war heute wieder heiß und drückend, sodass man sich kaum bewegen möchte. Meine Genossin Marina ist übrigens aus dem Krankenhaus gekommen (hat ja lange genug gedauert) und ich hoffe, dass wir noch etwas gemeinsam unternehmen können.
Freitag, den 24.08.2012
Mich hats wieder erwischt – Niederlage gegen FM Joachim Sieglen aus Untergombach (Baden-Württemberg). Das war ja nicht überraschend. Habe mir noch die Innenstadt von Berlin angesehen und ein sehr interessantes Antiquariat gefungen. Ich konnte einem Großeinkauf nicht wiederstehen und für 4,50 € sieben Bücher erworben. Für morgen habe ich mir vorgenommen, mal so richtig zu faulenzen.
Samstag, den 25.08.2012
Was ist nur los mit mir. Schon wieder verloren – und zwar zu recht, aber nicht zwingend, denn ich habe mich erneut veropfert, was mein Gegner clever ausnutzte. Danach hatte ich auch keine lust, noch irgendwas zu unternehmen. Da kam mir gerade recht, dass ich geplant hatte, für heute einen Faulenzertag einzulegen. Gesagt, getan und mit Marina über Gott und die Welt geklönt.
Sonntag, den 26.08.2012
Das Turnier ist beendet. Ich konnte zum Schluss nochmals ein Remis hinlegen – welches allerdings für meinen Gegner etwas schmeichelhaft sein dürfte. Das großzügige Angebot meinerseits nahm er natürlich ohne zögern an, denn ich hatte die Initiative und vorher fast seine Dame gefangen. Jetzt ist aber auch gut mit Schach und alle diesbezüglichen Utensilien sind schon eingepackt. Jettzt werde ich wohl die Beine hochlegen und den Tag gemütlich ausklingen lassen. So ein neunrundiges Turnier schlaucht doch ziemlich.
Montag, den 27.08.2012
Für heute habe ich mir einen Besuch in Potsdam vorgenommen. Die Landeshauptstadt von Brandenburg hat ja auch einiges zu bieten – Schloss Sanssouci, Schoss Cecilienhof, die Filmstudios in Babelsberg und noch vieles mehr. Der Tag war richtig schön, sowohl vom Wetter (sonnig aber nicht so heiß), als auch von den Eindrücken, die ich sammlen konnte. Meinen letzten Aben habe ich dann in Berlin ausklingen lassen – gemeinsam mit der wieder top genesenen Martina.
Dienstag, den 28.08.2012
Den Abreisetag mit einem ausgiebigen Frühstück langsam angehen lassen. Pünktlich um 13:06 Uhr ging dann mein Zug in Richtung Heimat. Gegen 20:00 Uhr war ich Zuhause, wo ich erst mal die Eindrücke der letzten fast zwei Wochen Revue passieren ließ. Obwohl ziemlich geschafft, konnte ich erst sehr spät ins Bett gehen. Sicherlich werde ich so eine kombinierte Schach-Freizeit-Reise mal wieder in Angriff nehmen – ich habe nämlich Blut geleckt.
Tröste dich Heiko. Gegen Hübner hätte sogar ich verloren 🙂
Zur Partie gegen Jahnz: Ich mag zwar nicht so recht daran glauben, dass nach 19…Sd5 Weiß Kompensation für die beiden Bauern hat, aber du hast den Gegner konstant unter Druck gesetzt und kein schwarzes Gegenspiel zugelassen. Der Computer zeigt das schwer zu sehende 31. Sg5!! mit Gewinn für Weiß an ( 31… Kxg5? 32. Dh4+ Kf5 33. Tfe1! und es wird 'irgendwie' matt; nimmt Schwarz den Springer nicht, folgt Dg4 und Weiß bricht auf e6 ein). Im Endspiel, das wohl nicht zwingend verloren für Schwarz ist, ist der Gegner dann zusammengebrochen.
Gegen Paulsen: Er ist wohl Opfer deiner Vorbereitung in dieser Theorievariante geworden?! Mein Buch (J. Watson, "Mastering the Chess Openings, Volume 2") gibt hier 11… Dh4+ (statt 11… 0-0). Drei Leichtfiguren für den Turm sind definitiv eine zuviel. Glückwunsch zu diesem Sieg gegen einen Titelträger!
Ich wünsche noch viel Erfolg für die restlichen Runden bis Sonntag!
Mein lieber Mann. Eine tolle Partie! Ja, eine Glanzpartie. Glückwunsch Heiko! Immerhin ein Fidemeister.
Puh Heiko,
war dass ein Bock. Naja, bei der Hitze 🙂 Bitte nicht weiter so!!
Hallo Heiko,
dass fängt ja gut an! Weiter so.
Gruß
Franz